Am 1. September 1940 wird in der Sowjet Union die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Millionen junger Männer drängen in die Kasernen. Wenig später legt der deutsche Geheimdienst Hitler den Inhalt einer Tagung des Obersten Sowjets vom 2. August vor, bei der offen festgestellt wurde, daß man einen möglichen Überfall des westlichen Nachbarn zuvorkommen müsse.
Nicht nur Hitler ist besorgt. Der rumänische Staatsführer Generali Ion Antonescu bittet die deutsche Reichsregierung um militärischen Beistand gegen einen möglichen Sowjetischen Angriff. Hitler verspricht Hilfe und schickt deutsche Truppen zur Sicherung der rumänischen Erdölgebiete von Plojeschtschi
Am 12. November 1940 reist der Sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow nach Berlin, um über weitere Sowjetischen Gebietsforderungen zu verhandeln. Bei dieser Gelegenheit eröffnet Molotov Hitler die Sowjetische Forderung nach Schaffung einer Sicherheitszone im Westen. Bestandteil dieser Zone seien Finnland, Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien, die strategisch wichtigen Meerengen an den Dardanellen und der dänische Ostseeausgang. Weitere Expansionen seines Landes in Richtung Indischer Ozean und Persischer Golf schließt Molotov ausdrücklich nicht aus.
Forderungen, die einer Einkreisung des deutschen Reiches gleichkommen und von Hitler als unannehmbar zurückgewiesen werden. Angesichts dieser Entwicklung trifft Hitler die Entscheidung, die Sowjetunion anzugreifen um einen drohenden Überfall Stalins zuvorzukommen.
Daß er diesen Feldzug als notwendigen Präventivschlag ansieht, belegt eine Tagebucheintragungen des deutschen Propagandaministers Dr. Goebbels über eine Besprechung mit Hitler. Goebbels zitiert Hitler darin mit folgenden Worten:
„Wir müssen handeln. Moskau wird sich aus dem Krieg heraushalten bis Europa ermüdet und ausgeblutet ist. Dann möchte Stalin handeln. Europa bolschewisieren und sein Regiment antreten. Durch diese Rechnung wird ihm ein Strich gemacht. Russland würde uns angreifen, wenn wir schwach werden und dann hätten wir den Zweifronten Krieg, den wir durch diese Präventivaktion verhindern.“
Exakter hätte man Stalins Pläne nicht bestreiben können. Das Hitler die Lage richtig einschätzte, wird belegt auch die Tatsache, daß Stalin die Rote Armee nach Rückkehr seines Außenministers aus Berlin nicht auf Verteidigung einstellt, sondern auf Expansion und Angriff einschwört. Am 5. Mai 1941, wenige Tage vor Beginn des Ostfeldfuges läßt Stalin die Maske endgültig fallen. In einer Rede vor den Absolventen der Moskauer [? unverständlich] Militärakademie führt er aus:
„Jetzt, da wir unsere Armee zur Genüge mit Technik für den modernen Kampf ausgestattet haben, müssen wir von der Verteidigung zum Angriff übergehen. Die Kriege mit Polen und Finnland waren keine Verteidigungskrieg. Wir haben den Weg der offensiven Politik bereits eingeschlagen. Die Rote Armee ist eine moderne Armee und eine moderne Armee ist eine Angriffsarmee.“
Stalins Ausführungen sind keine hohlen Phrasen. Tatsächlich beträgt der Anteil des Militärbudgets am Sowjetischen Staatshaushalt zu diesem Zeitpunkt rund 43 Prozent.
Nur einen Tag zuvor hatte das Politbüro in Moskau den Bau von 20 neuen und den Ausbau von 231 alten Flugplätzen angeordnet, die in der Regel nicht mehr als 100 Kilometer von der deutsch-sowjetischen Grenze entfernt liegen.
Am 15. Mai unterrichtet Georgi Schukow, Generalstabschef der Roten Armee, Stalin über die neuesten Entwicklungen an der deutsch-russischen Grenze und führt dabei wörtlich aus:
„Es besteht die Möglichkeit, daß Deutschland uns beim Aufmarsch zuvorkommt und einen Überraschungsplan ausführt.“
„Beim Aufmarsch zuvorkommen“ Verräterische Formulierungen eines Generalstabschefs, der später behaupten wird, die Rote Armee habe niemals die Absicht gehabt, nach Westen zu marschieren.
Hitler ist zu diesem Zeitpunkt, entgegen anderslautenden Darstellungen, über den Sowjetischen Aufmarsch bestens informiert. Nur einen Tag vor dem Zusammentreffen zwischen Schukoff und Stalin, informiert er den Deutschen Generalstab ausführlich über zahlreiche Details der Gegenseite. Dei dieser Gelegenheit weist er auch auf die zahlreichen sowjetischen Flugplätze in unmittelbarer Grenznähe hin, die er als Zeichen für eine kurz bevorstehende Offensive wertete,
Hitler befiehlt den Angriff, um nicht selbst überrollt zu werden. Als seine Armeen, geschwächt durch die zurückliegenden Feldzüge, und im Westen noch immer im Kriegszustand mit den Briten, am 22. Juni 1941 die russische Grenze überschreiten, treffen sie auf die größte Invasionsarmee der Menschheitsgeschichte. Fast sechs Millionen Soldaten über 25.000 Panzer und rund 19.000 Flugzeuge waren versammelt, um über Westeuropa herzufallen.
Die Route Armee, noch mitten im Aufmarsch gegen Deutschland, ist zunächst wie gelähmt. Sa die eigenen Minensperren abgebaut sind und die zur Offensive aufgestellten Visionen schutzlos in unmittelbarer Grenznähe liegen, geraten innerhalb weniger Monate über zwei Millionen Rotarmisten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Während viele deutsche Militärs an einen schnellen Zusammenbruch der Sowjetunion glauben, bleibt Hitler skeptisch Im Gegensatz zu den meisten Generalstabsoffizieren, eine der wenigen Ausnahmen ist der Schöpfer der deutschen Panzerwaffe Generaloberst Heinz Guderian, blickt Hitler dem Osteldzug mit Sorge entgegen. Nach außen hin propagiert er Siegeszuversicht. Im kleinen Kreis jedoch macht er keinen Hehl daraus, daß ihm die Sowjetunion so unheimlich vorkomme, wie das Gespensterschiff im Fliegenden Holländer.
Als der deutsche Munitionminister Fritz Todt am 29. November 1941 im vertraulichen Gespräch mit Hitler festgestellt, daß der Krieg, angesichts der Rüstungsmacht der Feindstaaten, militärisch nicht mehr zu gewinnen sei, antwortet dieser ihm:
„Wie soll ich denn diesen Krieg beenden? Ich sehe kaum noch einen Weg politisch zu einem Ende zu kommen.“
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hat Hitler begrffen, daß er in einer Falle sitzt, aus der eine Entkommen nicht mehr möglich ist.
Wenig später schlägt Stalin zu. Gegen seine gewaltige Kriegsmaschinerie, die Tag für Tag Hunderte von Panzern und Flugzeugen produziert, und die von den westlichen Industrienationen, allen voran Amerika und Großbritannien, großzügig mit Kriegsmaterial aller Art unterstützt wird, ist die deutsche Wehrmacht auf Dauer chancenlos. Nur vier Jahre später hat Standdienst sein Ziel erreicht Europa liegt in Trümmern und die Vorhut der kommunistischen Revolution, die siegreiche Rote Armee, steht da, wo schon Lenin 1923 zu stehen gehofft hatte; In Berlin und an der Elbe, mitten im Herzen Europas
Video: Plante Stalin Angiffskrieg gegen Deutschland?, Karl Höffkes, Chronos / Polarfilm, 2009